Samstag, 6. September 2014

Na denn Prost!

Na Grube, du altes Weichenei, du hast sicher schon froh.lok.t (bitte entschuldige die Kalauer, es kommen warscheinlich noch mehr), weil du so lange nichts Erquikliches auf meinem Mobilitätsportal lesen musstest. Dachtest sicher, ich wäre ver.weich.licht auf den Fernbus umgestiegen oder - bahnbehüte! - von einer DB-Qualitätsoffensive überrollt worden oder - viel Schlimmer - ich hätte mich reumütig wieder in des Deutschen größtes Vergnügen - den Stau auf der Autobahn - eingereiht. Nö, mein alter Schwellenzähler, ich habe einfach tief luft geholt... und fange jetzt so langsam mal mit ausatmen an. (Bitte entschuldige, ich glaube ich habe ziemlich viel Knobi gegessen). Riecht aber immer noch besser, als die Klimaanlage in Deinen angeranzten IC`s. Ich frage mich jedesmal, wen ihr dort eingemauert und vergessen habt: vielleicht jemand, der laut gefragt hat, warum der ICE von Leipzig nach Erfurt jetzt meistens Einhundertfünf (in Zahlen 105) Minuten brauch und sich über die Antwort totgewundert hat, dass das mit den Bautätigkeiten auf der neuen, viele Kilometer entfernten, Verbindung nach Leipzig zu tun hat. Apropos lustige Ausreden: ist Dir schon mal aufgefallen, dass neuerdings dauernd Kinder im Gleisbett spielen, Tiere oder Vandalen an den Schienen auf Anschluß warten? Ich frage mich, warum eigentlich niemand den Wänstern sagt, dass sie sich gefälligst in die Dorfbushaltestelle verziehen sollen, wie es sich für gewöhnliche, grenzbegabte, rechtsdrehende Plagen aus den südbrandenburger Niederungen gehört. Stattdessen warten wir alle gemeinsam ne Stunde, bis die Langeweile die Kids wieder zurück in den Bördebusch treibt. Und man kann von Glück reden, wenn sie dann nicht noch einen halben Kilometer Kupferkabel oder ne Weiche mitgehen lassen. Da könnte einem doch glatt das Grinsen im ungebremsten Eislauf der Klimaanlage einfrieren, wenn da nicht der Zugbegleiter wäre, der vor lauter Lachen kaum einen Satz raus kriegt und den reizenden Fahrgästen das Mittel empfiehlt, das ihn selbst der rauhen Reisewirklichkeit entrückt hat: "...kommense doch einfach mal vor zu uns ins Bordbistro und genießen sie in Gläschen Rotkäppchensekt oder ein Käffchen, dann gehts gleich leichter". Na denn Prost.

Montag, 4. November 2013

Sport im Orientexpress



Rückwärts lässt er sich gegen die Tür fallen. Was hat er nur? Er klappt den Oberkörper nach vorn wie ein Taschenmesser…nein eher wie ein türkischer Krummsäbel. Der Kerl ist lang und dürr. So eine Karl-Valentin-Fatamorgana. Jetzt streckt er die Arme aus und berührt abwechselnd und schwungvoll seine Fußspitzen. Wie eine Mühle kreisen die Arme. Der ganze Kerl erinnert nun an Don Quichote. Ah… der eine Schuh ist offen. Mit stocksteifen Knien werden die elenden Spagetti an den breitgelatschten Turnschuhen verknotet. Jetzt fehlt eigentlich nur ein Purzelbaum. Stattdessen wird jetzt erst mal gehüpft… dann in die Kniebeuge verfallen und dann begibt sich der knochige Athlet in die Rückenlage. So richtig passt er nicht zwischen die beiden Türen des ICE. Ich würde die ganze Nummer gern mal in der Regionalbahn sehen. Ein paar Rumpfhebungen ist die Mühe aber wert. Er rappelt sich hoch. Schnauft dreimal. Mustert mich. „Sport frei…“ sage ich und „…jetzt noch ans Reck“ sagt er und verschwindet im klassischen Kniehebelaufstil in Richtung Bordrestaurant...

Montag, 14. Oktober 2013

Fehlende Kapazitäten!

Ansage im Zug: "hallo, ihr volltrottel. unser nächster halt ist leipzig-halle flughafen. von dort fahren wir eine kleine umleitung über botropp, castrop-rauxel, schwerin, madagaskar, shanghai und chemnitz süd... unsere voraussichtliche ankunftszeit wird kurz vor weihnachten sein... wenn wir die schienen wieder finden..."
...daran schließt sich folgendes Gespräch mit dem Zugbegleiter an: Ich: "Warum gibt es eigentlich keine Ansage beim Start des Zuges? Die Umleitung war doch schon vorher bekannt." Antwort: "Das tut mir wirklich leid. Ich habe schon versucht mit meinen Vorgesetzten darüber zu sprechen. Alles studierte Leute. Aber denen fehlt einfach die geistige Kapazität.Es tut mir leid. Aber das sind des Kaisers neue Kleider..."
Hach...

Montag, 30. September 2013

Hallo Taxi!

Mensch Grube, in letzter Zeit gabs erstaunlich wenig zu melden von Deinem Transportverein. Das könnte auch daran liegen, dass ich im Sommer nicht so viel fahren musste und relativ wenig Schnee lag in den letzten Wochen. Am letzten Freitag gab es endlich mal wieder dieses heimische Gefühl, das mich immer wieder an deiner blau uniformierten Brust befällt...
Die Voraussetzungen waren aber auch zu gut: Der Leipziger Hauptbahnhof wurde für 5 Tage aus dem Verkehr gezogen, um Leipzig 21 an - was oder wen auch immer - anzuschließen. Über allen Gleissen herrschte Ruh`... Das Unterhaltungsprogramm der Bahn wurde nun an die Peripherie verlegt. In meinem Fall nach Leipzig-Plagwitz. Der u.a. mit einer kompletten Grundschule gefüllte RE von Zwickau schob sich mit 7 Minuten Verspätung an den rustikalen Bahnsteig im ehemaligen Arbeiterviertel der schönsten Stadt in der Nähe von Halle. Hinweise zum angekündigten Schienenersatzverkehr in Richtung Hauptbahnhof fanden sich erwartungsgemäß nirgendwo. Also einfach dem Tross der Fahrgäste zum Vorplatz hinterher trotten. ... Ha, kaum zu glauben! Da steht tatsächlich ein Bus. Einer! Ein Reisebus! Was für ein Service! Was für eine Verwöhnung! Die Bahn sorgt für Fernreisekomfort zwischen Plagwitz und Hauptbahnhof! Da macht es auch nichts, dass der Bus viel zu klein ist. Irgendwann haben alle ihren viertel Quadratmeter für ein bis zwei Füße gefunden. Es kann los gehen. ... Hallo, wir sind da. es kann los gehen!.... Der Wunsch verhallt in der Plagwitzer Einsamkeit....10 Minuten vergehen. Der Busfahrer sitzt draußen und steckt sich gerade seine zweite Zigarette an. Sitzt vielleicht jemand auf seinem Thron und er wartet jetzt darauf, dass sich der fette Fahrgast von seinem Arbeitsplatz erhebt? Ein Blick durch die Lücke zwischen den anderen Opfern ergibt allerdings auch keine Klarheit über die Ursache unserer Bewegungslosigkeit.. Der Fahrerplatz ist verwaist wie die Bahnsteige des Hausptbahnhofs. Inzwischen sind fast 20 Minuten vergangen. Im Bus wird langsam die Luft knapp. Die Geduld auch. Sauerstoff- und informationshungrig steige ich aus. Gerade kommen zwei Busse vom Hauptbahnhof und speien dutzende Reisende in die Plagwitzer Bahnkulisse. Gleich darauf machen sie sich eilig wieder auf den Weg zum Hauptbahnhof. Natürlich leer. Hallo, hättet ihr vielleicht...? Der Ruf verhallt ungehört in der Plagwitzer Einöde.
Der Busfahrer unserers Luxusliners raucht inzwischen an der zweiten Schachtel. Wie es denn mit einem kleinen Tripp zum Hauptbahnof wäre, erkundige ich mich beiläufig. Der weltbefahrene Lenker sagt erst mal nichts. (Wahrscheinlich denkt er nach.) Dann informiert er mich, dass er gar nicht auf den Zwickauer Zug gewartet hat. Unser Schienenersatzverkehr ist ganz pünktlich abgefahren. Wir hatten ja 7 Minuten Verspätung und so haben wir ihn leider verpasst. Er wartet auf den nächsten Zug und der kommt jetzt schon in 20 Minuten.... Aha. Na wenigstens ist unser Bus pünktlich am Hauptbahnhof gewesen. Die Bahn achtet auf so etwas. Sonst gibts wieder Beschwerden. Warum er nun mit einem bereits überfüllten Bus 40 Minuten auf den nächsten Zug wartet? Natürlich auch wegen der Pünktlichkeit! ... Jetzt habe ich den Servicegedanken der Bahn wieder etwas tiefer verstanden...
Hallo Taxi!

Dienstag, 30. Juli 2013

ja so sind wir eben...

tiefes einatmen... pause... dann in eindeutig mecklenburger idiom..."also"... erneutes tiefes einatmen..."eine information"...pause...längere pause..."für reisende richtung berlin"... pause...durchatmen..."und weiter nach... warne...münde"...(ein erstes kichern wird im waggon hörbar)... erneutes tiefes einatmen..."also" ...jetzt sehr mühsam..."der ICE"....seeeehr lange pause...diverse tiefe atemzüge (ist er eingeschlafen?)... "nach Berlin und...(langezoooogen) Waaaarneeee...münde"...lange Pause... "wird in...äh ... naumburg"... pause...pause... "erreicht."... der halbe wagen springt auf und beginnt zu packen... erneutes tiefes einatmen... "ich wiederhole"...pause..."eine information für reisende"... das waren eindeutig zu viele worte hintereinander...deshalb pause... "zum ICE nach Berlin"...pause... "ach ja und wittenberg... und dann weiter"...pause..."nach waaaarne...münde"...pause..."und ach ja"...(überrascht) "...auch mit halt in der hansestadt...äh rostock..."...pause...der zug bremst... "also der zug...wird ...also...tatsächlich erreicht"... (allgemeine heiterkeit)... tiefes einatmen... "na dann gute reise in den...norden."

reisender beim aussteigen zum zugchef... "sie habens aber spannend gemacht. das war ja ne originelle ansage"... antwort: "ja so sind wir eben." ....pause ... "...wir machen das mit absicht..."

Mittwoch, 12. Juni 2013

tinni.stuss

jaja, die bahn wird immer seniorenfreundlicher.
neuester beweis: ansagen im zug können ab sofort gleichzeitig auch im weiteren streckenumfeld, sowie am start- und zielbahnhof live mitverfolgt werden. das garantiert der neue lautstärkepegel der durchsagen im zug: selbst wenn man gerade das neueste noishunter-album mit voller lautstärke unter extra abgeschirmten kopfhörern hört, die ansage: "dass auch unser zug wegen hochwassers ganz woanders, kometeneinschlag auf dem mond und einem besuch des sandmännchens beim lokführer knapp zweihundert minuten verspätung haben wird" übertönt einfach ALLES.
also ihr reisegreise, schaltet eure hörhilfe ab und genießt die stille um euch her, ihr verpasst garantiert keine ansage mehr.
die bahn: jetzt auch mit garantiertem tinni(s)tus.

Freitag, 17. Mai 2013

Gerontenterror

RUMS! Ein fetter alter Sack begräbt mich mit seinem Riesenrollkoffer unter sich und fegt dabei meinen Kaffee auf den Nachbarsitz. Was solls, zu viel Kaffee ist sowieso ungesund. Nachdem ich mich aus der Sitzritze wieder hervorgekämpft habe schaut mich der Zausel vorwurfsvoll an. Stimmt ja auch, wieso sitze ich hier einfach faul auf meinem Platz, während sich ein dutzend übergewichtiger Geronten in beide Richtungen durch den Wagen schiebt und sich mit ihren XXXXXL-Koffern verkeilt? Weils so schön war, lässt er sich gleich noch mal auf mich fallen. Wird wirklich Zeit, dass ich mich dafür entschuldige. Auch dafür, dass ich nicht Beifall klatsche, dass er gerade nahe daran vorbeigeschrammt ist, meinen Laptop zu schrotten. Er quetscht sich weiter. Jetzt kommt eine knapp Hundertjährige in Globusform mit zwei Taschen, in denen sie wahrscheinlich ihre beiden verstorbenen Ehemänner transportiert. Damit sie einer anderen Matrone im Gegenverkehr Platz machen kann (Man ist ja höflich!), quetscht sie sich auf meinen Schoß und macht dort erst mal ein Nickerchen... Vor mir beansprucht ein zerfurchtes Paar die bereits besetzten Plätze. Wahrscheinlich sind das pensionierte Herbergseltern, eine aktives Feldwebelpaar oder diplomierte Hausmeister. Jedenfalls klingt der Ton danach... Wie blöd, dass es zwar die richtigen Plätze sind, aber der falsche Wagen... Na da können sie sich weiter vorn noch mal so richtig ins Zeug legen... Mich lässt das Gefühl nicht los, dass die meisten Reisenden im Jahr der Reichsbahngründung geboren wurden und daraus den Anspruch herleiten, hier die Fahrkarten zu kontrollieren... Einen Vorteil hat das aber: man fühlt sich plötzlich so jung.

Dienstag, 23. April 2013

Let me entertain you

"haaaaallllooooo uuuund einen schöööönen guuuten taaaag alle miteinander. Ihre faaaahrkaaaarten bitteschön." der wagen fängt automatisch rhythmisch zu swingen an. der junge showmaster ist adrett in seine dunkle uniform gehüllt (gold würde allerdings noch besser passen), die sich lässig um seinen fast schon muskulösen leib schmiegt. die weiblichen fahrgäste bekommen feuchte augen und hoffen ganz offensichtlich auf eine autogrammkarte. gleich singt er! wahrscheinlich seinen nummer-1-hit "mit anschluss hatte keiner mehr gerechnet"... bahnfahren kann doch spass machen.

Mittwoch, 17. April 2013

...ein duft ist erst gut, wenn man ihn auf der haut spürt. [karl lagerfeld, schaffner a.D.]

nein, es ist nicht originell über "the fragrance experience of deutsche bahn" zu schreiben. und es ist auch nicht witzig!
wer kennt dieses gefühl nicht, wenn er den IC besteigt und die tür zum großraumabteil öffnet, dass einem dann ein geruch anfällt, wie ein räudiger bissiger hund (lebt er noch oder ist es schon sein kadaver?)? ein geruch der sich sogleich in der großhirnrinde verbeißt und dir mitteilt: mich blendest du gewiss nicht aus, auch wenn du hier die nächsten 6 stunden tapfer die luft anhältst!
dieser geruch scheint sich schlagartig zu materialisieren. eine gewaltige altherrensocke schwebt durch den wagen und lässt in deiner phantasie die realen oder eingebildeten korsischen käsesorten entstehen, die seit einigen jahren offensichtlich in diesem abteil gelagert werden.

keineswegs wird dieser dieser "sound of noisome odours" von grubes handlangern selbst erzeugt. das wäre nun wirklich eine wohlfeile und populistische unterstellung! 

nein! wir, die reisenden erzeugen ihn! all die unhandlichen tropfenden döner, die hier verzehrt wurden (knobisauce auf dem sitzpolster!), die verschütteten bierflaschen verspätungsrekorde feiernder fahrgäste, die zurückgelassenen altherrensocken in den ritzen der sitze u.s.w.... 
die düfte werden dann in den sg. "klimaanlagen" gesammelt, gewendet, angereichert mit dem duft verbrannter bremsbeläge und einem hauch erinnerung aus den raucherabteilen früherer tage ... um sie  dann den fahrgästen ungefiltert entgegenzuhauchen.

nein, wir sollten uns nicht darüber beschweren!

der geruch gemahnt uns vielmehr an all die generationen zu denken, die vor uns in diesen polstern gelitten haben unter der auf hochtouren laufenden heizung am ersten sommertag, unter angstschweiß bei längeren ungeplanten stops im schönsten eisenbahntunnel des schwarzwalds oder einfach nur unter der irrigen annahme, das der anschluß in bottrop dieses mal erreicht wird. jeder sitz ist vollgesaugt mit den erschütternden erlebnissen unzählbarer gepeinigter reisender vor uns.

wenn sich also wieder einmal der geruch im wagen zu materialisieren scheint, dann solltest du dich- statt sich wieder einfach nur platt die nase zuzuhalten oder feige in ohnmacht zu fallen - still erheben und der leiden deiner vor.gefahrenen gedenken.

(amen.)

Donnerstag, 11. April 2013

shades of grube

sie stöhnt.
jeder stoß erschüttert sie bis ins mark.
immer heftiger wird sie hinundhergeworfen.
die stöße erfolgen jetzt immer intensiver.
jetzt jammerst sie, quietscht, jault, ächzt...
ein wildes lustvolles crescendo...
sie windet sich weiter.
das stöhnen steigert sich.
bis zum höhepunkt.
wenn sie,
die regionalbahn, endlich am bahnhof halle zum halten kommt.