Montag, 18. März 2013

es rollt...

wenn man montag morgen um 6, nach sagen wir mal vier stunden schlaf, durch die frisch verschneite märzlandschaft rollt und man sich gemütlich in die gut gewärmte IC-sitzbank lümmelt, dann ist das doch der perfekte zeitpunkt für eine abrechnung.

mit Bernard D. Sadow.

in welcher stürmischfinsteren und eiskalten nacht des jahres 1970 hat dir beelzebub selbst diese idee ins gehirn gestöpselt? 

den ROLLKOFFER!

am anfang sah das ja noch nach einer simplen - aber zugegeben - genialen idee aus: reisestulle, zahnbürste und ersatzschlüpfer nicht mehr buckeln, sondern gemütlich hinter sich herziehen. 
eine revolution!! 
aber wie alle großen entdeckungen der menschheit verkehrt sich ein scheinbarer meilenstein der kreativität des höchsten primaten umgehend ins menschheitsbedrohende grauen (siehe: atomarer untergang).
so auch der rollkoffer. 
akkustisch ist schon mal das nahen des kofferziehers nicht auszublenden. vor allem, wenn er oder sie eilig auf kopfsteinpflaster heranrumpelt. dieses stakkato erinnert an das unverwüstliche maximmaschienengewehr der zaristischen streitkräfte. [das geräusch soll ja wirkungsvoller gewesen sein, als der beschuß.] aber das ist nur ein kollalteralschaden. 
das eigentliche problem liegt ganz woanders:
seit man seinen kram mehr oder minder bequem hinter sich herschleifen kann, haben sich vor allem ältere, alte und gebrechliche, aber auch kinder unter 6 jahren dazu entschlossen, stets für alle Fälle vorzusorgen und ihr gesamtes hab und gut mit sich zu führen. der durchschnittliche rollkoffer muss heute etwa das doppelte volumen eines kleinwagen haben. ich vermute, dass sich die leute deshalb permanent mit so unglaublich viel unnützen dingen eindecken, weil sie noch platz im rollkoffer haben. inzwischen haben sich die bahnhöfe auf diese karawanen eingestellt und transportieren diese ziehmonster per aufzug bis auf den bahnsteig. 
HA!
aber nicht in und aus dem zug! an den türen stehen nun dutzende alte zauseln mit dem schrankkoffer auf rollen und diverse kleinkinder mit pinker hartschale, die ihnen bis zum scheitel reicht und schaffen es nicht, die bagage in den wagen zu hiefen...

(einschub: inzwischen haben sie erkannt, dass draußen schnee fällt uund haben die heizung ausgeschaltet und dafür die aircondition eingeschaltet - ich erkenne endlich meine bahn wieder)

...von oben schauen ihnen ebenso verzweifelte senioren aufs silberhaar, die ihrerseits die klötze nicht aus dem wagen bekommen. "junger mann, könnten sie bitte mal..." nein ich kann nicht! fahrt gefälligst wie früher mit handtasche und köfferchen zu den enkeln!
wenn diese dinger dann doch in den wagen landen, dann geht das chaos erst los. im gang stehen schon ein halbes hundert dieser container. der weg durch den wagon wird so zum training für den iron man. auf jedem zweiten platz klotzt ein fetter schlecht gelaunter koffer und ignoriert das ansinnen eines menschlichen wesens nach einer bescheidenen sitzgelegenheit. die rollkoffer haben die macht in den zügen übernommen. ich wette, im triebwagen des zuges grinst längst ein irrer rollkoffer am steuer. ich warte auf den tag, da die durchsage lautet: "die gepäckwagen der ersten klasse, wagennummer 32 - 39 befinden sich am ende des zuges. reisende ohne rollkoffer steigen bitte aufs dach oder bleiben besser zu hause."

berhard d. sadow: wenn ich dich erwische, dann stecke ich dich in einen rollkoffer und lass dich jede einzelne stufe des leipziger hauptbahnhofs herunterrollen!


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